Implementierung der Gesunden Gemeinden in Tirol

Dieser Beitrag ist Teil unserer Blogbeitragsreihe von Student:innen am MCI | Die Unternehmerische Hochschule®. Die geäußerten Ansichten sind die der Student:innen selbst und sollen der Information sowie dem Diskurs dienen.

 

Autorinnen: Heil Verena, Baudisch Corinna, Berari Fatemeh, Hofreiter Hannah

08.10.2020

Kontakt

FH-Prof. Dr. Lukas Kerschbaumer
Dozent & Studiengangsleiter des Bachelor-Programms Social, Health & Public Management
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Ende Juni 2012 beschloss die Bundesgesundheitskommission die zehn Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich. Die Ziele sollen als Rahmen für die Steuerung des Gesundheitswesens dienen und die Handlungsschwerpunkte bis zum Jahr 2032 vorgeben. Oberstes Ziel dieser ist, dass die Österreicherinnen und Österreicher zwei Jahre länger gesund leben können (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, o.J.). An diesem Punkt knüpfen verschiedene Projekte zur Gesundheitsförderung auf kommunaler, städtischer oder regionaler Ebene an. Eines dieser Projekte ist das der Gesunden Gemeinde (Fonds Gesundes Österreich, 2014).

Ziel der Gesunden Gemeinde ist es die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger dort zu fördern, wo die Menschen leben, arbeiten und wohnen – direkt in der Gemeinde. Eine Gesunde Gemeinde  schafft mit und für ihre Einwohnerinnen und Einwohner nachhaltige, kommunale Strukturen, um die Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren: Durch gesunde Ernährung, Bewegung, medizinische Vorsorge, mentale und psychische Gesundheit sowie Teilhabe sollen die Bürgerinnen und Bürger ein längeres, selbstbestimmtes Leben in Gesundheit führen können (Fonds Gesundes Österreich, 2014).

Die Projektpartner bestehend aus GemNova, Verein Sicheres Tirol und avomed, planten das Projekt der Gesunde Gemeinde in den Tiroler Gemeinden Fiss, Ladis und Serfaus zu implementieren. Es wurde eine umfassende Literaturrecherche zur Thematik durchgeführt und zusätzlich, um den Ausgangspunkt für das Projektvorhaben und die Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden besser zu analysieren und um weitere Projektschritte gezielt planen zu können, wurde ein partizipativer Ansatz gewählt: Die Einwohnerinnen und Einwohner füllten Fragebogen aus und wurden interviewt. Weiters wird in naher Zukunft ein gemeinsamer Start-Workshop mit den Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinden stattfinden.

Aus der Literaturrecherche gingen folgende Kernergebnisse hervor:

  • der Partizipation von Endnutzern des Projektes in der Mitgestaltung des Projektvorhabens kommt eine besondere Wichtigkeit zu. Die Beteiligung und Sensibilisierung mittels verschiedener Methoden sind essentiell für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes (Rosenbrock und Hartung, 2012).


Das konnte durch den Fragebogen ebenfalls bestätigt werden, denn über 75% der Stimmen jeder Gemeinde gab an, sie würden sich zu angebotenen Programmen motiviert fühlen, wenn die Programme ihrem Interesse entsprechen​.

  • es sollte ein Fokus der Gesundheitsförderung auf die sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen gelegt werden, da diese bei statistischen Werten vergleichsweise weniger gesunde Lebensjahre aufweisen (Robert Koch Institut, 2017).
  • die gesunden Lebensjahre und die Lebensqualität im Alter werden während der gesamten Lebenszeit beeinflusst und somit wird bereits im jungen Kindesalter die Basis für möglichst viel gesunde Lebensjahre gelegt (World Health Organisation, 2002).
  • bei nationalen und internationalen Projektvergleichen konnte keine best-practice Lösung für die Gestaltung und Implementierung von gesundheitsfördernden Projekten auf Gemeindeebene gefunden werden, es wurde allerdings deutlich, dass es hilfreich sein kann auf bereits vorhandene Erfahrungen für das Projekt zurückzugreifen.

Abbildung: Aus dem empirischen Teil der Forschung gingen diese Ergebnisse hervor (Auszug)

Die Befragten aus den jeweiligen Gemeinden gewichten den Entwicklungsbedarf ihrer Gemeinden zu den Kategorien Weiterbildung, Förderung des Gemeinschaftsgefühls und Freizeit und Sport unterschiedlich schwer. Die Befragten aus Fiss und Ladis sehen den höchsten Bedarf ihrer Gemeinde im Thema Förderung des Gemeinschaftsgefühls. Serfaus in dem Bereich Weiterbildung. 

Wie bereits in der Literaturrecherche erkannt, wurde keine best-practice Lösung sichtbar, die sich für alle drei Gemeinden gleichermaßen anbietet. Doch umso höher hat sich die Bedeutung von Partizipation der Endnutzerinnen und Endnutzer des Projektes herauskristallisiert, um geeignete Programme gestalten und anbieten zu können und diese auch langfristig zu verankern. Durch das Teilhaben an der Gestaltung des Lebens in einer Gemeinde werden die Gemeinschaftskapazitäten gesteigert und zudem eine höhere Beteiligung der Bevölkerung am Gemeinschaftsleben erzielt (Rosenbrock und Hartung, 2012).

Die von den Befragten angegeben Bedarfe können als gemeindespezifische Handlungsfelder genutzt werden. Eine erneute Umfrage mit längerem Zeitraum und einer erhöhten Rücklaufquote über die jeweiligen Bedürfnisse wäre wichtig, da die Bevölkerung sich generationsübergreifender und umfangreicher einbringen sollte. Hiermit würde bewirkt, dass eine möglichst große Personengruppe von an die Bedürfnisse und Anliegen angepassten Maßnahmen profitieren kann. Als Beginn hierfür könnte der geplante Startworkshop im Herbst 2020 genutzt werden.

Um auf die gewählten Bedarfe mit geeigneten, erprobten und evaluierten Maßnahmen zu reagieren, kann Kontakt mit bereits vorhandenen nationalen- und internationalen Projektenorganisatoren aufgenommen werden.

Literaturverzeichnis

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Hg.) (o.J.): Gesundheitsziele Österreich - Für mehr Gesundheit in Österreich. Online verfügbar unter https://gesundheitsziele-oesterreich.at/, zuletzt aktualisiert am 08.03.2020, zuletzt geprüft am 08.03.2020.

Fonds Gesundes Österreich (Hg.) (2014): Gesundheitsförderung in Gemeinden, Stadtteilen und Regionen - von der Idee zu Umsetzung (WISSEN, 11). Online verfügbar unter https://fgoe.org/sites/fgoe.org/files/2017-10/2014-06-06.pdf, zuletzt aktualisiert am 05.10.2017, zuletzt geprüft am 04.06.2020.

Robert Koch Institut (Hg.) (2017): Gesundheitliche Ungleichheit in verschiedenen Lebensphasen. Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/gesundheitliche_ungleichheit_lebensphasen.pdf;jsessionid=1EB9269F22B647C7BC4847B2C77C0FC2.internet112?__blob=publicationFile, zuletzt geprüft am 02.05.2020.

Rosenbrock, Rolf; Hartung, Susanne (2012): Handbuch Partizipation und Gesundheit. 1. Aufl. s.l.: Verlag Hans Huber. Online verfügbar unter http://elibrary.hogrefe.de/9783456950457/A, zuletzt geprüft am 08.06.2020.

World Health Organisation (Hg.) (2002): Active Aging. A Policy Framework. Online verfügbar unter https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/67215/WHO_NMH_NPH_02.8.pdf;jsessionid=9F682A6733E28F1FE32277386F510928?sequence=1, zuletzt geprüft am 04.06.2020.

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