Gerechtigkeit im Gesundheitssystem: Überbrückung der klaffenden Lücke zwischen Anspruch und Realität: eine Qualitative Studie über Wartezeiten in Österreich

Dieser Beitrag ist Teil unserer Blogbeitragsreihe von Student:innen am MCI | Die Unternehmerische Hochschule®. Die geäußerten Ansichten sind die der Student:innen selbst und sollen der Information sowie dem Diskurs dienen.

 

 

Autorin: Eva Memmel

Studiengang: International Health & Social Management, MCI

Im Rahmen der Vorlesung: Masterarbeit

Datum: 19.06.2024

Kontakt

FH-Prof. Dr. Lukas Kerschbaumer
Dozent & Studiengangsleiter des Bachelor-Programms Social, Health & Public Management
+ 43 512 2070 - 3711
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Laura Schamberger, MA
Assistenz & Projektmanagement
+ 43 512 2070 - 7444
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Einleitung und Problemstellung

Gesundheitssysteme stehen weltweit vor großen Herausforderungen, darunter Fachkräftemangel und lange Wartezeiten, die den Zugang zur medizinischen Versorgung erschweren und die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen. In Österreich werden die Wartezeiten heftig diskutiert, aber weder wissenschaftlich untersucht noch offiziell überwacht. Trotz der lobenswerten Errungenschaften des österreichischen Gesundheitssystems gibt es Ungleichheiten bei den Wartezeiten, was Bedenken hinsichtlich der gesundheitlichen Chancengleichheit beim Zugang zur Versorgung aufwirft. Ziel dieser Studie ist es daher zu untersuchen, welche Maßnahmen es ermöglichen und einschränken, dass die Wartezeiten mit dem Prinzip der gesundheitlichen Chancengleichheit in Österreich in Einklang stehen. Sie gibt einen Überblick über bestehende Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit der gesundheitlichen Chancengleichheit in Österreich und bietet damit wichtige Erkenntnisse für die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit insgesamt.

Methoden

Im März und April 2024 wurden 14 halbstrukturierte Tiefeninterviews mit Experten aus dem österreichischen Gesundheitswesen geführt. Die Inhaltsanalyse (Mayring) wurde als Forschungsmethode verwendet, um die in den Interviews identifizierten Schlüsselthemen und -muster zusammenzufassen und darzustellen.

Ergebnisse

Wartezeiten können sich für den Einzelnen negativ auswirken, indem sie den Gesundheitszustand verschlechtern, die Abwesenheit vom Arbeitsplatz verlängern und somit die Gesamtkosten des Gesundheitssystems erhöhen. Unzureichende Kapazitäten, insbesondere ein Mangel an Vertragsärzten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), verschärfen die Wartezeiten und tragen zu Ungleichheiten in der Versorgung bei. Dieser Mangel wird auf die derzeitigen Anforderungen und die Finanzierung der GKV zurückgeführt. Die Komplexität des Systems und die eingeschränkte Zusammenarbeit verschlimmern das Problem. Trotz der Umsetzung von Maßnahmen wie verschiedener gesetzlicher Rahmenbedingungen, der Einrichtung von Gemeinschaftspraxen wie Primärversorgungszentren und der Bereitstellung einer medizinischen Akutversorgung für alle gibt es einen dringenden Bedarf an einer Verbesserung der Wartezeiten und des Zugangs. Es wurden mehrere Lösungsansätze vorgeschlagen, darunter die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Vertragsärzte, die Stärkung der Primärversorgung, die Verbesserung der Zusammenarbeit, insbesondere zwischen dem intra- und extramuralen Sektor, und die Anpassung der medizinischen Ausbildung.

Konklusion

Die Ergebnisse machen deutlich, dass es erhebliche Unterschiede bei den Wartezeiten gibt, und unterstreichen, wie wichtig es ist, unzureichende Kapazitäten zu beseitigen, um einen gerechten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für vertraglich gebundene Fachkräfte, die Stärkung der Primärversorgung und die Förderung der Zusammenarbeit sind entscheidende Schritte. Die Erkenntnisse erfordern einen übergreifenden Ansatz, um die Wartezeiten mit dem Grundsatz der gesundheitlichen Chancengleichheit in Einklang zu bringen und letztlich die öffentliche Gesundheit zu verbessern.

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